Donnerstag 28. Juli 2005 im Nidwaldner Wochenblatt
Kaum ein anderes Ereignis wie der Rütlischwur wurde so oft auf Schweizer Briefmarken gewürdigt.
Von Alphons Stadler
Das Rütli hat in der Entstehungsgeschichte der Eidgenossenschaft zentrale Bedeutung. Auf dem Rütli sollen die drei Tellen den Rütlischwur geschworen haben: Nicht von ungefähr fanden das Rütli und der Rütlischwur mehrmals Eingang in die Schweizer Briefmarken- und Stempelmotive, wie folgende Beispiele zeigen:
Rütli (1914)
1914 erschien in einer Reihe Gebirgslandschaften neben den Mythen und der Jungfrau erstmals eine 5-Franken-Briefmarke mit dem Rütli, im Vordergrund der Vierwaldstättersee und im Hintergrund einige Gipfel der Urner Alpen mit dem Urirotstock. Damit wollte man ohne Zweifel nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges an die historische Bedeutung dieser Stätte erinnern.
Bundesbrief (1938)
Ende der Dreissigerjahre hatte sich der politische Horizont stark verdüstert. Die drohende Kriegsgefahr rief zur nationalen Besinnung. Auch die Briefmarken hatten einen Beitrag an die geistige Landesverteidigung zu leisten. Im September 1938 erscheine eine von Karl Bickel geschaffene Serie mit markanten Ereignissen unserer Geschichte: Siegelung des Bundesbriefes (3 Franken), Tagsatzung zu Stans (5 Franken) und den Wahlakt als Symbol unserer Demokratie (10 Franken).
Bundesschwur (1941)
1941 musste die seit 1908 gültige Serie Helvetia mit Schwert durch eine neue Markenreihe ersetzt werden. Mit Rücksicht auf die Grenzbesetzung durch die Schweizer Armee entschied man sich für Kunstwerke grosser Schweizer Maler (unter anderem Wilhelm Tell mit Armbrust von Ferdinand Hodler) und Gestalten aus der Schweizer Geschichte (unter anderem Jürg Jenatsch). Die 50-Rappen-Marke zeigt die drei Tellen beim Bundesschwur nach der Originalplastik von André Vibert, die in der Eingangshalle des Bundeshauses in Bern steht.
100 Jahre Bundesversammlung
Die erste Bundesverfassung von 1848 wurde 1874 revidiert und im zweiten Anlauf von Volk und Ständen angenommen. Zum Jubiläum 100 Jahre Bundesverfassung erscheine 1974 eine 15-Rappen-Marke mit der Schwurhand nach einer Eisenplastik von Werner Witschi, die er 1964 für die Landesausstellung Expo 64 geschaffen hat. Die Plastik steht jetzt am Urnersee in Flüelen am Weg der Schweiz.
Rütlischwur und Bundesbrief
In der Reihe der Europa-Marken erschienen 1982 zwei attraktive Sondermarken: der Rütlischwur nach einem Fresco des Urner Kunstmalers Heinrich Danioth an der Aussenfront des Bundesbriefarchivs in Schwyz (rote 40-Rappen-Marke) und der in lateinischer Sprache abgefasste Bundesbrief von 1291, wie er im Original noch heute im Bundesbriefarchiv aufbewahrt wird (blaue 80-Rappen-Marke). Der exklusive Ersttag Numisbrief mit der eindrücklichen Münze trägt die beiden Marken mit dem Sonderstempel Bundesfeier 1.8.82.
Rütli-Sonderstempel
1899 wurde auf dem Rütli eine Saisonpoststelle eröffnet, die heute noch existiert (PLZ 6441). Wegen der besonderen nationalen Bedeutung erhielt das Rütli immer wieder attraktive Sonderstempel mit wechselnden Motiven: drei Eidgenossen, Schwurhände, Schillerstein, Hellebarde und andere meistens mit dem Datum der jährlichen Bundesfeier. Verschiedene Nidwaldner Philatelisten haben umfangreiche Rütli-Motivsammlungen.