Donnerstag 22. Mai 2009 im Nidwaldner Wochenblatt

Kaum ein anderes Objekt erscheint so häufig auf Briefmarken wie der Vogel. Die Schweizer Post hat dabei eine Vorreiterrolle.

Von Alphons Stadler

In Sempach besteht seit 1924 die Schweizerische Vogelwarte, ein Institut für die Erforschung und den Schutz der Vögel und ihrer Lebensräume. Eine erfolgreiche private Stiftung mit Beteiligung des Bundes und verschiedener Organisationen. Neben einer ausgedehnten Forschungstätigkeit werden in der Pflegestation der Vogelwarte auch verletzte Vögel behandelt. Pro Jahr werden 700 bis 1000 verletzte Wildvögel von 80 bis 90 verschiedenen Arten eingeliefert und in der Vogelwarte untersucht und behandelt.

Col de Bretolet VS

Auf dem Col de Bretolet im Unterwallis besteht seit 50 Jahren eine Station, auf der im Herbst durchziehende Zugvögel beringt werden. Die Sempacher Forscher haben die Daten von fast 350 000 Vögeln aus 65 verschiedenen Arten statistisch ausgewertet. Gewisse Vogelarten bringen es auf Non-Stop-Flüge bis zu hundert Stunden. Dank 67 000 Ringfundmeldungen ergab die Forschung auch wichtige Erkenntnisse über die Auswirkungen des Klimawandels.

419 Vogelarten

2008 hat ein dreiköpfiges Autorenteam ein reich bebildertes Buch „Die Vögel der Schweiz“ publiziert, in dem aufgrund von 2,5 Millionen Beobachtungen der über 1000 freiwilligen und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Vogelwarte die 419 Vogelarten der Schweiz dokumentiert werden. Eine renommierte Tageszeitung hat dazu geschrieben: „Das wunderbare Buch sollte in keinem Bücherregal fehlen“.

Pro-Juventute-Brief von 1968

Ersttagsbrief von Sempach 2008

Vögel in der Philatelie

Die Schweizer Post hat als erste der Welt den Vogel für ein Briefmarkenmotiv ausgewählt. 1845 erschien in Basel die erste, in dreifarbigem Buchdruck hergestellte Briefmarke: das berühmte „Basler Dybli“. Zweifellos die bekannteste Briefmarke aller Zeiten. Vor allem in der Reihe der Pro Juventute sind seither immer wieder ganze Jahrgänge mit farbigen Vogelmotiven erschienen.
In den letzten Jahren hat die Post das Vogelmotiv erneut entdeckt und für verschiedene hohe Markenwerte eingesetzt, wie auf dem Brief „Einheimische Vögel“ von Sempach. Auch ausländische Postverwaltungen rund um den Globus wählen immer wieder Vögel als Markenmotiv, wie der Brief der Republik San Marino von 1960 zeigt.

Brief von San Marino von 1960

Quellennachweis: Die Vögel der Schweiz (Vogelwarte 2008)