Othmar Ammann, der Brückenbauer

Donnerstag 26. Februar 2009 im Nidwaldner Wochenblatt

Vor 130 Jahren wurde Othmar H. Ammann geboren. Der Brückenbauer erlangte Weltberühmtheit – und den Titel als Ehrendoktor.

Von Alphons Stadler

1879 wurde in Feuerthalen ZH als Bürger von Schaffhausen Othmar Hermann Ammann geboren, der seine technischen Fähigkeiten zeitlebens dem Brückenbau widmete. Er besuchte die Industrieschule in Zürich, gefolgt vom Studium zum Bauingenieur an der ETH Zürich, der er immer verbunden blieb. Nach Mitwirkung am Bau der Mont-Blanc-Brücke in Genf zog er 1904 in die USA, wo er sich zu einem der grössten Brückenbauer des 20. Jahrhunderts entwickelte.

Der Schweiz-Amerikaner

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, eilte Ammann nach Hause, um als Infanterie-Leutnant vorübergehend Militärdienst an der Front zu leisten. Einige Monate später kehrte er in die USA zurück, wo er 1924 auch die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Trotz Landesabwesenheit würdigte die ETH den renommierten Brückenbauer 1930 zusammen mit Albert Einstein als Ehrendoktor der technischen Wissenschaften.

George-Washington-Brücke

1923 eröffnete er sein eigenes Ingenieurbüro in New York, um sein Projekt für die Überbrückung des Hudson River zwischen Manhatten und New Jersey, die George-Washington-Brücke, auszuarbeiten. Dank dem erfolgreichen Projekt erhielt er in der Folge von den New Yorker Behörden den Auftrag zum Bau der grössten Brücke der Welt (1928 bis 1931) mit einer erstmaligen Spannweite von über 1000 Metern und einem eindrücklichen Stahlskelett der Türme. Weitere anspruchsvolle Brückenbauten in verschiedenen amerikanischen Bundessstaaten folgten. Der Governor des Bundesstaates New York und nachmalige USA-Präsident Franklin D. Roosevelt bezeichnete Ammann als bedeutendsten Brückenbauer der Welt. Le Corbusier schreibt in einem seiner Bücher: „Le pont George-Washington est les plus beau pont du monde.“

Verrazano-Narrows-Brücke

Die Krönung und Abrundung von Ammanns Schaffen und seiner Beratertätigkeit bis ins hohe Alter stellte die 1964 eröffnete Verrazano-Narrows-Brücke dar. Giovanni de Verrazano war ein italienischer Seefahrer, der im 16. Jahrhundert das Hafenbecken von New York entdeckte. Die Brücke überspannt die 1,6 km breite „Narrows“ (Engnis) und verbindet die New Yorker Stadtteile Brooklyn und Island. Sie umfasst zwölf Fahrspuren auf zwei Ebenen und eine 1298 m lange Mittelspannweite zwischen zwei 211 m hohen Türmen, wie keine andere Brücke der Welt.
Ein Jahr nach der Eröffnung 1965, starb der erfolgreiche Schweiz-Amerikaner im hohen Alter von 86 Jahren.

Philatelistische Würdigung

Die Schweizer Post würdigte den grossen Brückenbauer 1970 zum 100. Geburtstag mit einer Sondermarke mit dem markanten Brustbild von Ammann und einem Pfeiler der imposanten Verrazano-Brücke. Der an einen Nidwaldner Bauingenieur adressierte Brief mit dem Viererblock der Ammann-Marke und der Brückenskizze trägt das Ersttagdatum vom 21. Februar 1979 – also fast auf den Tag genau vor 30 Jahren. Die farbige Postkarte der Verrazano-Brücke trägt eine USA-Briefmarke mit einer der vielen Ammann-Brücken.

Quellenangabe: „Grosse Schweizer“ von E. Jaeckle und E. Stäuble (1990) und „Othmar H. Ammann“ von Fritz Stüssi (1974).