Der Markenstecher der Nation

Donnerstag 15. Januar 2009 im Nidwaldner Wochenblatt

Das grossartige Werk von Karl Bickel wurde in Walenstadt an einer Sonderausstellung gewürdigt.

Von Alphons Stadler

Karl Bickel (1886 bis 1982) wurde in Zürich geboren, wo er seine 4-jährige Lehre als Lithograf absolvierte. Neben seiner Berufstätigkeit bildete er sich an der Zürcher Kunstgewerbeschule weiter. 1908 eröffnete Bickel mit 22 Jahren ein eigenes grafisches Atelier mit Schwergewicht auf Werbekatalogen und Plakaten. 1913 musste er wegen einer lebensgefährlichen Tuberkulose-Erkrankung für längere Zeit zur Kur ins Lungensanatorium in Walenstadterberg , wo er sich nach dem Ersten Weltkrieg fest niederliess und bis ins hohe Alter beruflich tätig war.

Eindrückliches Denkmal

Angeregt durch seine Beziehungen zur Natur und zu den Menschen und beeindruckt durch die beiden Weltkriege, errichtete er in der Zeit von 1924 bis 1949 am Fuss der Churfürsten hoch über dem Walensee das eindrückliche Friedensdenkmal „Paxmal“, ein monumentales tempelartiges Bau- und Mosaikwerk. Der in die Einsamkeit der Churfürsten zurückgezogene Künstler widmete das Werk dem „schaffenden und guten Menschen“ – so in der Inschrift an einer der Säulen. 1966 schenkte er sein Lebenswerk den PTT-Betrieben.

Bickel-Museum in Walenstadt

Seit 2002 besteht dank der Karl-Bickel-Stiftung in Walenstadt ein „Bickel-Museum“ als Andenken an seinen Namensgeber. Die Schau umfasst Gemälde, Zeichnungen, Plakate, Stiche und Marken, die der Künstler in seinem langen Leben geschaffen hat. Im letzten Sommer und Herbst fand in Walenstadt eine Sonderausstellung über das grosse Kunstschaffen von Karl Bickel statt, im Zentrum die ganze Sammlung des Churer Philatelisten Heinrich Moser mit sämtlichen von Bickel geschaffenen Briefmarken.

Briefmarkengestalter

In der über 40-jährigen Tätigkeit als Markenstecher hat Bickel für die damaligen PTT und verschiedenen ausländischen Postverwaltungen 550 Briefmarken gestaltet, von denen über 100 allein in der Schweiz realisiert wurden. Als Stecher prägte er über vier Jahrzehnte entscheidend die Erscheinung der schweizerischen Briefmarken und verhalf dem Stahlstich-Rotationstiefdruck zur weltweiten Verbreitung. Sein Sohn Karl Bickel junior hat die Kunst des Briefmarkenstechens von seinem Vater übernommen und bis zu seinem Tod (2001) weitergeführt.

Pax-Serie 1945

Ein grosser Wurf waren die drei hochwertigen Marken der Pax-Serie (13 Werte), die am 9 Mai 1945, also zwei Tage nach der bedingungslosen Kapitulation des Dritten Reichs, erschienen. Die 3-Franken-Marke zeigt ein Krokusfeld mit dem Bibelspruch „Pax hominibus bonae voluntatis“ (Friede den Menschen, die guten Willens sind) . Die 5-Franken-Marke zeigt die betenden Hände der betagten Mutter von Bickel und die 10-Franken-Marke ein lebensreifes Paar.

Porträtmarken

Aus der grossen Zahl der gestalteten Schweizer Briefmarken greifen wir noch einige Porträtmarken aus der Reihe Pro-Juventute-Marken heraus, die Karl Bickel mit viel Einfühlungsvermögen gestaltet und gestochen hat Johanna Spyri (1951), Ferdinand Hodler (1953), Jeremias Gotthelf (1954) und ein Knabenbildnis nach einem Gemälde von Albert Anker (1963).

Quellennachweis: Ausstellungskatalog des Bickel-Museums (2008)