Briefmarken – eine Leidenschaft

Aa-Post

Sammeln, kaufen, ersteigern

Seit 1962 besteht in Nidwalden der Philatelisten-Verein. Rund 150 Mitglieder, Jung und Alt, treffen sich einmal im Monat im Restaurant Schützenhaus in Oberdorf.

Der Verein

Der Philatelisten-Verein führt diverse Aktivitäten durch. So treffen sich die interessierten Mitglieder monatlich zu Fachvorträgen im Restaurant Schützenhaus, wo sie auch ihre Kenntnisse für den Ausbau und die Gestaltung ihrer eigenen Sammlungen erweitern. Ausserdem finden da zweimal jährlich auf die Vereinsmitglieder zugeschnittene Auktionen statt.

Jeder kann sich als Einlieferer oder als Bieter beteiligen. Einmal im Jahr wird eine Exkursion durchgeführt, wo historische Stätten oder für die Philatelie interessante Angebote besucht werden. In Stans findet zweimal im Jahr eine Ansichtskarten- und Briefmarkenbörse statt, wobei vor allem auswärtige Händler ihre Angebote präsentieren. Im Jahr 2012 wird in Nidwalden die nationale Briefmarkenausstellung stattfinden. Ein weiteres Angebot des Philatelistenvereins ist der Rundsendeverkehr. Der Rundsendeobmann stellt eine Auswahl an Briefmarken zusammen, welche nach den Bestimmungen des Rundsendereglements von Mitglied zu Mitglied nach Hause weitergegeben wird. Jeder kann so bequem daheim Marken besichtigen und kaufen. Weitere Informationen zum Verein findet man auf der Webseite www.briefnmarkennidwalden.ch

Der Sammler

Aa-Post1Res Zwyssig aus Oberdorf hat schon als Kind Briefmarken gesammelt, als Jugendlicher aber damit aufgehört. Erst als er selber Kinder hatte, entdeckte er das alte Hobby neu. Dabei schätzte er vor allem, dass er zu Hause bei der Familie sein konnte und seiner Beschäftigung dann nachgehen konnte, wenn er Zeit hatte – unabhängig von Trainingszeiten eines Vereins oder dem Wetter. Anfänglich sammelte der Lokomotivführer Motive. Das heisst, es war wichtig, was auf der Brief zu sehen war, ohne störenden Stempelaufdruck.

Nachdem er jedoch einen Erwachsenenkurs des Philatelistenvereins besucht hatte, entdeckte er die Faszination des Stempels auf der Briefmarke: Nicht jeder besitzt beispielsweise Marken mit einem Oberdorfer Poststempel! Auch die Geschichte des Poststempels von Stans kann auf Briefmarken verfolgt werden. So erkennt man auf einigen, dass der Rand des Stempels beschädigt war, dann wurde er ersetzt durch einen so genannten Aushilfsstempel (viereckig, bis dann der alte wieder repariert oder ersetzt wurde und erneut einen perfekten Abdruck erzielte. Die meisten Sammler, erklärt Zwyssig, seien neben anderem so genannte Heimatsammler. Sie sammeln Briefmarken von Orten, zu denen sie einen persönlichen Bezug haben, etwa vom Wohnort oder Heimatort. Dann gibt es auch die Abartensammler. Sie sammeln Briefmarken mit Druckfehlern, Farbveränderungen oder Ähnlichem. Bekannt ist bei Kennern der Eisvogel. Diese Briefmarke hat im Normalzustand den Frankaturwert von 10 Rp. Nun gab es eine Serie mit Druckfehler, bei der der Vogel über dem Rücken einen Weissen Schatten hat. So eine Abart kann dann zu 800 Franken gehandelt werden. Die Abartensammler überprüfen alle Neuerscheinungen aufs Penibelste mit der Lupe auf Unterschiede.

Aa-Post2In der Regel hat ein Briefmarkensammler ein oder mehrere Sujets, die er sammelt. Dies können die Helvetia sein, Autos, bestimmte Tiere oder bei Res Zwyssig Flugzeuge. Dann wird unterschieden, ob die Briefmarken auf Umschlägen kleben, die privat versandt wurden, ob es gestempelte oder ungestempelte Marken sein sollen und ob die Alben mit PC oder handschriftlich gestaltet werden. So kann ein eher verstaubt anmutendes Hobby recht kreativ werden. Nicht jeder Sammler ist natürlich gleich fanatisch in seinem Tun. Der Drang etwas zu komplettieren, der Jagdtriebetwas zu besitzen, was andere nicht haben, ist nicht bei allen gleich ausgeprägt. Res Zwyssig weiss, dass es auch traurige Fälle von Verschuldung, finanziellem Ruin und Zerfall von Familien geben kann, wenn das Sammeln zur Sucht wird.

Am besten, man legt jährlich ein Budget fest, welches in die Sammlung investiert werden darf. Manchmal braucht man es auf, manchmal bleibt etwas übrig. In der Regel kommt der Sammler durch Bekannte und Verwandte, welche von seiner Leidenschaft wissen, zu seinen begehrten Stücken. Auch Res Frau unterstützt das Hobby ihres Mannes. Sie ist einverstanden mit den Ausgaben und schätzt es, ihn bei der Familie zu haben.

Die Briefmarken

Aa-Post3Die erste Briefmarke wurde 1837 in England gedruckt. Der Reformvorschlag des Postmeisters Sir Rowland Hill, einen Brief im Voraus vom Absender bezahlen zu lassen, belegt durch kleine, auf der Rückseite mit Leim bestrichene Papiere, wurde durch die One Penny Black umgesetzt. Die erste Briefmarke zeigte den Kopf von Königin Victoria. Die teuerste Briefmarke ist die schwedische „Tre Skilling Banco“. Ihren hohen Wert verdankt sie ebenfalls einem Fehldruck. Die „Tre Skilling“ sollte eigentlich grün sein. Aus ungeklärten Umständen gab es gelb gedruckte, von welchen genau eine erhalten blieb. Sie wurde an der letzten Auktion für 2’500’000 Franken ersteigert.

Die berühmte „Blaue Mauritius“ ist ebenfalls ein Fehldruck. Statt „Post paid“ wurde „Post office“ neben den Kopf von Königin Victoria gedruckt. Das „Basler Dybli“ gehört zu den teuersten Briefmarken Weltweit, da sie die erste mehrfarbige (schwarz, blau, karmin) Marke war. Sie wurde mit dem Buchdruckverfahren geprägt und steht aus dem Briefpapier etwas vor. Ihr Rand ist wie bei vielen anderen nicht perforiert. Sie musste ausgeschnitten werden. Der Wert einer Marke kann erheblich sinken, wenn Sie schlecht ausgeschnitten ist, fehlende Zacken aufweist oder (mehrmals) gestempelt ist. Um die teuersten Briefmarken der Welt ranken sich viele abenteuerliche Geschichten, die bis zu Mord gehen.

Aa-Post4Für die meisten Briefmarkensammler ist ihre Sammlung allerdings nicht in erster Linie eine Kapitalanlage, sondern wirklich ein vergnüglicher Zeitvertreib. Die Enttäuschung über den vermeintlichen Wert einer auf dem Dachboden der Urgrossmutter gefundenen Sammlung kann daher gross sein. Mitunter kann man froh sein, wenn die Marken noch zum Frankieren der heutigen Briefpost verwendet werden können. Zur Sicherheit sollte man die Entdeckungen aber trotzdem einem Kenner zeigen. Man Weiss ja nie…

SD